You are currently viewing Gasdilutionsuntersuchungen
Hologram of inflamed lungs in the human body. The concept of lung disease, pneumonia, covid-19 pandemic, coronavirus. 3D rendering, 3D illustration.

Gasdilutionsuntersuchungen

  • Beitrags-Kategorie:Forschung

Gasdilutionsuntersuchungen in der Ruheatmung durchgeführt ohne die Notwendigkeit forcierter Atemmanöver sind schon lange Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Der „Lung clearance index“ (LCI) ist eine häufig berichtete Messgröße des Multiple Breath Washout (MBW) und erfasst als globaler Marker Verteilungsstörungen der Ventilation.

Die Stiftung unterstützte die Anschaffung entsprechender Messgeräte (SF6). Thoraxklinik Heidelberg, Universitätsklinik Heidelberg


Weltweit nimmt der Anteil an Patienten mit Lungenerkrankungen kontinuierlich zu. Neben Krebserkrankungen stehen vor allem Atemwegskrankheiten im Fokus, von denen Asthma bronchiale und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) die beiden häufigsten sind. Betroffen sind Patienten aller Altersklassen, so dass diese große medizinische wie auch volkswirtschaftliche Bedeutung besitzen. Die derzeitigen Säulen der Diagnostik beruhen im Wesentlichen auf der körperlichen Untersuchung sowie der Lungenfunktionsprüfung. Häufig wird jedoch erst gehandelt, wenn bereits Symptome auftreten. Das Auftreten von Symptomen oder Einschränkungen in den bisherigen Untersuchungsmethoden ist zumeist mit einer akuten Verschlechterung, schweren Krankheitsstadien oder einer schlechten Krankheitskontrolle vergesellschaftet. Eine Unterscheidung zwischen COPD und Asthma bronchiale ist in bis zu einem Viertel der Patienten mit den bisherigen Methoden nicht möglich. Darüber hinaus werden bestimmte, sehr fein verzweigte Bereiche der Lungen mit der bisherigen Standarddiagnostik nur schlecht erfasst. Diese sind jedoch bereits früh im Krankheitsverlauf betroffen und dann erst später mit Symptomen vergesellschaftet. Vielversprechende Möglichkeiten, um diese Problematik zu umgehen, liegen im Einsatz zweier neuer Verfahren: der Oszillometrie und des Inertgas-Auswaschverfahrens. Beide Methoden erfordern kaum Mitarbeit durch den Patienten, können in Ruheatmung durchgeführt werden und sind vollkommen ungefährlich.

In einem aufwändigen Studienprotokoll und mit Unterstützung der E & H Knorr Stiftung wurden an der Thoraxklinik Heidelberg Patienten mit Asthma bronchiale, COPD sowie lungengesunde Vergleichspatienten mittels der neuen Techniken untersucht. Diese Ergebnisse sind bereits in mehrere wissenschaftliche Arbeiten eingeflossen, die in hochrangigen medizinischen Fachzeitschriften publiziert wurden. Hierzu zählen unter anderem Berechnungen zu Normalwerten, die eine Grundlage für die Unterscheidung zwischen Lungenkranken und Lungengesunden darstellt. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass sich die Verfahren prinzipiell auch gut für die Untersuchung bei Lungenkranken eignet. Dies umfasst sowohl Patienten mit Asthma bronchiale als auch COPD, unabhängig der Schwere der Erkrankung. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt zeichnet sich ab, dass sich das Inertgas-Auswaschverfahren dazu eignet, sehr feine Veränderungen – und damit bereits früher als die bisherigen Untersuchungsmethoden – zu erkennen. Mit dieser Früherkennung ist die Hoffnung verbunden frühzeitig Maßnahmen einzuleiten, wie beispielsweise den Verzicht auf das Zigarettenrauchen, Kontaktvermeidung von Luftschadstoffen bis hin zur Medikamentengabe. Ein weiterer Einsatzbereich ist die genauere Charakterisierung sowie die Unterscheidung von Patienten mit Asthma und COPD. Diese bildet die Grundlage für personalisierte und damit sehr individuelle Therapiekonzepte, wie sie bereits in vielen Bereichen der Medizin Einzug gehalten haben. Auch das Erkennen von Patienten mit dem Risiko für eine schlechtere Krankheitskontrolle stellt ein Anwendungsfeld dar. Aus den bisherigen Vorarbeiten lassen sich zahlreiche wissenschaftliche Fragestellungen ableiten, aus denen sich die Patientenversorgung unmittelbar und zeitnah verbessern lässt.

Dr. Frederik Trinkmann